CTHULHU, ich bin müde

Es gibt diesen Begriff: GM-Burnout. Aber trifft er auf mich zu? Ich bin mir nicht sicher. Denn die Erschöpfung betrifft nicht nur meine Rolle als Spielleiter, sondern auch das Spiel an sich. Nicht durchgehend, nicht bei jeder Runde – aber doch spürbar.

Es geht um CTHULHU. Ich spiele es seit fast 20 Jahren. In den letzten drei Jahren sogar mehrmals die Woche. Gefühlt habe ich die 1920er Jahre inzwischen dreimal in Echtzeit durchgespielt. Und ja, CTHULHU NOW hat noch seinen Reiz – aber die große Begeisterung ist seltener geworden.

Ist es der Horror oder das System?

Ich habe viel darüber nachgedacht. Bin ich der Art von Horror überdrüssig geworden? Oder dem System? Oder den immergleichen Szenarien? Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allem. Ich kann es nicht exakt benennen – es fühlt sich an wie ein Kribbeln unter der Haut, das nie ganz verschwindet, egal wie sehr man kratzt.

Dabei liebe ich Horror nach wie vor. KULT gehört zu meinen absoluten Favoriten, und auch der kosmische Horror fasziniert mich weiterhin. Ich spiele Mythos World nach wie vor mit Freude und die Geschichten von H. P. Lovecraft lese ich immer noch gerne.

Auch das W100-System – also BRP – halte ich für stark. Es ist einfach, einsteigerfreundlich und lässt sich gut anpassen. Daran, schätze ich, liegt es nicht. Zumindest nicht grundsätzlich.

Die Masken und die Müdigkeit

Trotzdem bin ich müde. Müde vom Wahnsinn, der Detektivarbeit, den 1920er Jahren. Als Spielleiter war das eine Zeit lang weniger belastend. Ich mag keine Rätsel – und als Spielleiter kenne ich natürlich die Hintergründe: Welcher Kult, welche Entität, welches finstere Ziel. Das war für mich angenehmer, als als Spieler in mühseliger Kleinarbeit alle Hinweise zusammensuchen zu müssen.

Aber selbst als SL nutzt sich CTHULHU ab. Besonders deutlich wurde mir das bei der laufenden Kampagne Die Masken des Nyarlathotep. Ich sehe Abenteuer normalerweise als flexible Leitfäden, die man anpassen kann. Doch bei Masken habe ich diesen Grundsatz über Bord geworfen – aus Angst, wichtige Hinweise vorzuenthalten, habe ich mich sklavisch an den Text gehalten.

Die Kampagne ist riesig. Ich hatte sie vorher einmal überflogen und damit einen groben Fahrplan. Railroading wollte ich vermeiden – aber ich war auch nicht so spontan und flexibel, wie ich es gern gewesen wäre. Einfach aus Angst, etwas zu übersehen. Diese Unsicherheit hat sich erst in der zweiten Hälfte gelegt, als die wesentlichen Spuren bereits offenlagen.

Jetzt, gegen Ende, habe ich das Gefühl, dass die Kampagne zu aufgebläht ist für ihren eigentlichen Plot. Als Spieler mag das anders wirken – aber ich freue mich ehrlich gesagt darauf, wenn sie vorbei ist und endlich etwas Neues auf den virtuellen Spieltisch kommt.

Aber davon abgesehen, sind die Szenarien immer sehr ähnlich in der Masse.

Was nun?

Seit einiger Zeit zieht es mich stärker in Richtung Fantasy. Pathfinder 2 reizt mich nach wie vor – nicht zuletzt, weil es sich vom investigativen Charakter von CTHULHU deutlich abhebt. Vielleicht liegt es daran, dass ich aktuell keine Freude mehr daran habe, Spuren zu verfolgen, Hinweise zu deuten oder komplizierte Zusammenhänge zu entschlüsseln. Vielleicht ist es auch einfach die lange Kampagne in CTHULHU, die sich zunehmend wie eine Belastung anfühlt.

Was auch immer der Grund ist – es ist Zeit für einen Tapetenwechsel. Nicht aus Ablehnung, sondern aus Erschöpfung. Die Tür zum Mythos schließt sich nicht für immer, aber sie darf jetzt für eine Weile angelehnt bleiben.

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