Die Kosten des Spiels

Ich habe Geld ausgegeben. Sehr viel Geld. In den letzten Monaten habe ich an drei Crowdfundings teilgenommen – und das war schon ordentlich Zaster. Aber immerhin bekomme ich etwas dafür: Viele Seiten voller Spaß, Inspiration und neuer Abenteuerideen.

Vor Kurzem habe ich wieder zugeschlagen. Diesmal war die Enttäuschung allerdings groß: Knapp 80 € für zwei kleine Hefte, deren Inhalte ich eigentlich schon (auf Englisch) besitze. Doch bevor der Eindruck entsteht, ich wolle mich hier über die Preise aktueller Publikationen, Produktionskosten oder Zölle beschweren: Darum geht es mir nicht.
Es geht um mich, meinen Geldbeutel – und die Erkenntnis, dass ich einen Teil des Hobbys über den eigentlichen Kern gestellt habe: Das Sammeln über das Spielen.

Das erste Rollenspiel, das ich ernsthaft gesammelt habe, war Cthulhu. Damals gab es noch keine PDFs – entweder man hatte die Bücher im Regal oder man hatte sie nicht. Und das bedeutete wirklich nicht. Viele Bände waren schnell vergriffen und der Druck, sofort kaufen zu müssen, war hoch. Bei mir entwickelte sich eine ausgeprägte fear of missing out, die meinen Sammeltrieb zusätzlich befeuerte.

Bei Pathfinder war es etwas anders. Das System wuchs und wuchs, und ich wollte auf dem Laufenden bleiben – ohne zu merken, dass der Content locker für zwei Leben gereicht hätte. Beide Sammlungen wurden irgendwann mehr Belastung als Freude. Es waren Investitionen mit der Hoffnung auf spaßige Rendite – eine Hoffnung, die sich natürlich nie vollständig erfüllen konnte.
Und das sage ich, obwohl ich mit beiden Systemen viele tolle Spielrunden erlebt habe.
Heute ist Pathfinder (1. Edition) nicht mehr das System meiner Wahl, und Cthulhu langweilt mich mit seinem 20er-Jahre-Setting zunehmend. Verlagspublikationen reizen mich daher kaum noch.

Eigentlich dachte ich, das Sammeln hinter mir gelassen zu haben. Doch als ich die beiden neuen Hefte in den Händen hielt, fragte ich mich: Warum habe ich dafür 80 € ausgegeben?Ich schaute mich um. Die Regale sind voll mit Systemen, die ich nie gespielt habe. Die Festplatte ist noch schlimmer dran. Vieles davon finde ich nach dem Lesen – höflich gesagt – wenig überzeugend.
Es wurde klar: Ich muss etwas ändern.

Deshalb habe ich für mich beschlossen:
Ab dem 1. Mai 2025 werde ich ein Jahr lang keine neuen Rollenspielprodukte kaufen.
Ich habe alles, was ich brauche.
Und sollte ich doch etwas Neues wollen, muss das Geld dafür aus Verkäufen meiner ungenutzten Rollenspiele stammen. Jeder Euro, den ich zwischen dem 01.05.2025 und dem 01.05.2026 ausgebe, soll durch Verkäufe gegenfinanziert sein.

Dabei geht es mir nicht um eine Challenge oder um irgendwelche Tauschbörsen-Abenteuer. Ich will einfach zurück zu dem Punkt, an dem das Hobby aus einer coolen Runde, einem inspirierenden System und jeder Menge kreativer Energie bestand – und sich nicht wie ein nie endender Einkaufsbummel anfühlt.
Für tolle Runden brauche ich nur einen Bruchteil dessen, was ich angesammelt habe. Der Rest steht im Regal oder verstaubt auf der Festplatte – und schreit danach, endlich einmal gespielt zu werden.

Es wird Zeit, wieder bewusster zu genießen, was ich schon habe.
Weniger sammeln. Mehr spielen.

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