Vor einiger Zeit habe ich mich an Mythic Bastionland gewagt. Ich fand Cairn zwar gut, aber ich hätte mir ein bisschen mehr Charaktertiefe gewünscht. Mythic Bastionland versprach hier etwas mehr. Ich gehe hier nur auf die größten Unterschiede ein, da die beiden Systeme doch sehr ähnlich sind.
Das Setting
In Mythic Bastionland spielt man Ritter, man kann aus 72 vorgegebenen auswählen oder sich selbst welche erstellen. Die Aufgabe ist es nun, mit einer Gruppe Rittern ein unbekanntes Reich auf der Suche nach Mythen zu durchwandern. Bei der Aufgabe können einem Seher helfen, die wiederum unter dem Schutz der Ritter stehen.
Das ganze Setting fühlt sich erfrischend anders an. Neben Pendragon, welches gerade ja ein Revival erlebt, ist es das einzig mir bekannte Spiel, in dem man explizit Ritter verkörpert.
Die Mechanik
Die Mechanik ist einfach und durchaus ähnlich der von Cairn.
Es kommt aber auf die Unterschiede an. So hat man die Möglichkeit, im Kampf einen Gambit (ein Manöver oder eine Taktik) anzuwenden. Das bedeutet: Auch in Mythic Bastionland wird nur ein Treffer auf einen Gegner gewertet, auch wenn er zwei- oder mehrmals erfolgreich angegriffen wird. Die übrigen Treffer verfallen aber nicht, sie können in Gambits umgewandelt werden. So könnte der Gegner z. B. in der nächsten Runde nur Minimalschaden anrichten oder er würde weggeschubst werden etc.
Der Kampf ist aber gar nicht das zentrale Element, zumindest nach meiner Erfahrung. Es handelt sich um ein klassisches Hexploration-System. Auf einer relativ kleinen Karte gibt es ein halbes Dutzend Mysterien. Pro Ingame-Tag kann man drei Hexfelder reisen, bevor man extreme Nachteile erleidet, und dann gibt es noch sichere Unterkünfte und Seher zu entdecken.
Für jedes Feld würfelt man auf einer Zufallstabelle und erhält so Hinweise zum Ort des nächstgelegenen Mysteriums. Zusätzlich finden Ereignisse statt, die man als edler Ritter natürlich untersucht. Die Geschichten, die sich dadurch entspinnen, können ziemlich cool und unterhaltsam sein.
Fazit
Ich hatte mir erhofft, etwas mehr Tiefe vorzufinden als bei Cairn, und das habe ich auch. Tatsächlich hatte ich bei der Erkundung mit einem passenden Ritter mehr Spaß als bei einem ausgewürfelten Typen, der in einen Dungeon geht. Der Ritter selbst altert ingame, er kann Ruhm und Reichtum erlangen, und man könnte sogar eine Dynastie begründen. Das ist aber tatsächlich nicht das, was ich unter Charakterentwicklung verstehe. Ich merke immer mehr, wie sehr ich das klassische Stufensystem mit Fertigkeiten im Fantasysetting bevorzuge.
Abgesehen davon sprang der Funke nicht ganz über. Es ist eben mehr das Suchen nach Mysterien, also die Hexploration, als das Rollenspiel, das ich möchte: Die Welt fühlt sich weniger gefährlich an, es ist mehr Sense of Wonder. Das mag ich auch, weckt aber nicht die Lust bei mir, es öfter zu spielen.

