The Driver oder auf deutsch Der Fahrer ist ein kurzes One-on-One-Szenario für KULT: Die verlorene Göttlichkeit. Es ist so etwas wie eine Mini-Sandbox und eignet sich sowohl für neue Spieler als auch Spielleiter, die das System und seine Mechaniken innerhalb einer Session kennenlernen möchten. Das Szenario ist auf englisch kostenlos erhältlich (Links weiter unten) oder Teil der Sammlung Screams and Whispers. Auf deutsch findet man es im Band Schreie und Flüstern.
Mini-Sandbox?
Wer KULT kennt, weiß, dass es nach dem PbtA-Prinzip Play to find out gespielt wird – einen festen Ablaufplan gibt es daher nicht. Das bedeutet auch: keine Spoiler und keine Bewertung in Ziffern in diesem Artikel.
Der Spielleiter gibt einige Szenen mit Auswahlmöglichkeiten vor. Ein Beispiel:
Du fährst auf einer einsamen Straße durch die Wüste. Warum?
A. Ein Überfall ist schiefgegangen.
B. Dein Boss ist hinter dir her.
C. Ein alter Feind ist plötzlich wieder aufgetaucht.
Solche Fragen bilden den Ausgangspunkt. Durch das gemeinsame Überlegen entsteht ein Gespräch, in dem sich nach und nach ein klareres Bild des namenlosen Spielercharakters und seiner Situation ergibt. Diese dialogische Herangehensweise ist typisch für KULT – sie schafft die Grundlage für Improvisation und spontane Wendungen.
Der Begriff Sandbox ist bei KULT nur bedingt passend. Es ist eher wie eine Leinwand, deren Rahmen man gemeinsam setzt.
Praxiserfahrung
The Driver ist ein hervorragendes Einstiegsszenario für neue Spielleiter. Es vermittelt auf einfache Weise die Grundmechaniken des Leitens in KULT. Auch neue Spieler profitieren: Die Vorgaben geben Orientierung, während die offenen Fragen den kreativen Prozess anregen.
Zur Vorbereitung lohnt es sich, thematisch passende Filme anzusehen – etwa Horror-Roadtrips wie From Dusk till Dawn oder ähnliche Werke.
Ich habe The Driver mehrfach geleitet, und jedes Mal ergab sich eine völlig eigene Geschichte. Allerdings muss ich zugeben: Je öfter ich das Szenario leite, desto stärker ist die Versuchung, Szenen zu wiederholen oder bestimmte Motive zu forcieren. Das ist nicht zwangsläufig schlecht, aber auf Dauer kann das Szenario an Farbe verlieren.
Seth Skorkowsky hat in seinem Video zu The Driver einige interessante Ideen vorgestellt: Er bereitet potenzielle Monster vor und denkt über Hilfsmittel bzw. Fahrtziele für den Spieler nach. Das funktioniert – Vorbereitung schadet nie –, doch gerade in diesem Szenario kann Spontaneität enorm wirkungsvoll sein. Je häufiger ich es spiele, desto mehr merke ich, wie wertvoll diese Offenheit eigentlich ist.
Ich biete The Driver regelmäßig als Einstiegsszenario über WE20 an.
Fazit
The Driver ist hervorragend für Einsteiger geeignet. Die vorgegebenen Fragen geben Spielern Halt, ohne ihre Freiheit einzuschränken, und Spielleiter erhalten ein gutes Gefühl für das erzählerische Prinzip von KULT. Durch das One-on-One-Format entsteht zudem eine dichte, persönliche Atmosphäre, die sich spürbar von Gruppenspielen unterscheidet – ideal für den Einstieg in diese Art von Horror-Rollenspiel.
Jede Runde verläuft anders, weshalb sich das Szenario inhaltlich kaum bewerten lässt. Aufbau und Struktur überzeugen jedoch auf ganzer Linie – The Driver kann problemlos als Blaupause für eigene One-on-One-Abenteuer dienen.
The Driver – Download










